Gustav Wustmann
Gustav Wustmann war Lehrer und Historiker in Leipzig. Er war Leiter der Stadtbibliothek und der erste hauptamtliche Direktor des Ratsarchivs.
Leben
Gustav Moritz Wustmann ()[1] wurde am 23. Mai 1844 in Dresden geboren.
Ostern 1862 kam er nach Leipzig, wo er Philologie und Archäologie studierte und 1866 zum Dr. phil. promovierte. Im Sommerhalbjahr 1866 arbeitete Wustmann als Probe- und Hilfslehrer an der Thomasschule zu Leipzig, aber schon zu Michaelis (26. September) 1866 begann er seine Tätigkeit als Lehrer (zunächst als Tertius) am Leipziger Nikolaigymnasium. Hier unterrichtete er Deutsch, Latein, Griechisch, Geschichte und Französisch.
Im Jahre 1870 veröffentlichte Wustmann seine erste Monographie, der in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche Bücher, vor allem zur Leipziger Stadtgeschichte, folgten. Außerdem betätigte er sich als Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, unter anderem Daheim, Die Gartenlaube und Der Grenzbote. Beim Grenzboten wirkte er von 1876 bis 1898 als Redakteur.
Seit dem 1. Januar 1871 arbeitete Wustmann nebenberuflich als Sekretär der Stadtbibliothek.
Nachdem Wustmann Michaelis 1881 seine Stelle als Oberlehrer am Nikolaigymnasium aufgegeben hatte, wurde er am 1. Oktober 1881 Stadtbibliothekar (als Nachfolger von Robert Naumann) und (erster) Direktor des Ratsarchivs. Beide Ämter führte er bis zu seinem Tode.
Von 1882 bis 1891 war Wustmann Vorsitzender des Vereins für die Geschichte der Stadt Leipzig.
Seit 1892 wohnte Wustmann im eigenen Landhaus Lindenstraße 10 im Stadtteil Gohlis (nach Umbenennung und Umnummerierung: Schillerweg 19).
Im Jahre 1897 erhielt Wustmann den Titel Professor, seit 1902 war er Ritter des Königlich Sächsischen Albrechtsordens I. Klasse.
Professor Dr. Gustav Wustmann starb am 22. Dezember 1910 in Leipzig. Er wurde auf dem Neuen Johannisfriedhof beigesetzt. Sein Grabdenkmal befindet sich heute im Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs. – In seinen Ämtern als Oberbibliothekar der Stadtbibliothek und Direktor des Ratsarchivs folgte ihm Ernst Kroker.
Familie
Gustav Wustmann war seit Herbst 1870 mit Maria Auenmüller (1846–1903) verheiratet. Beide hatten zwei Töchter und vier Söhne: Rudolf (1872–1916, Schriftsteller), Gustav (1873–1939, Maler), Georg (1875–1953, Pfarrer) und Wolfgang (* 1878, Apotheker).
Werke
Die nachfolgende Liste der Monographien ist sicher noch unvollständig:
- Apelles’ Leben und Werke. Leipzig 1870. – Digitalisat
- Der Leipziger Baumeister Hieronymus Lotter (1497–1580). Leipzig 1875. – Digitalisat
- Beiträge zur Geschichte der Malerei in Leipzig vom XV. bis zum XVII. Jahrhundert. Leipzig 1879. – Digitalisat
- Aus Leipzigs Vergangenheit. [Teil 1] Leipzig 1885. = Wustmann 1885
- Als der Großvater die Großmutter nahm. Leipzig 1886. – Digitalisat
- Quellen zur Geschichte der Stadt Leipzig. Erster Band. Leipzig 1889. – Digitalisat
- Alumneumserinnerungen. Leipzig 1890. – Digitalisat
- Allerhand Sprachdummheiten. Leipzig 1891. – Digitalisat
- Leipzig durch drei Jahrhunderte. Leipzig 1891. – Digitalisat
- [mit Ernst Kroker:] Quellen zur Geschichte der Stadt Leipzig. Zweiter Band. Leipzig 1895.– Digitalisat
- Bilderbuch aus der Geschichte der Stadt Leipzig. Leipzig 1897. – Digitalisat – 2. Ausgabe 1913 = Wustmann 1913
- Das Leipziger Stadtwappen. Leipzig 1897. – Digitalisat
- Aus Leipzigs Vergangenheit. Neue Folge. Leipzig 1898. = Wustmann 1898
- Leipzig und die Leipziger Immobiliengesellschaft. Leipzig 1899. – Digitalisat
- Der Wirt von Auerbachs Keller Dr. Heinrich Stromer von Auerbach. Leipzig 1902. – Digitalisat
- Geschichte der Stadt Leipzig. Leipzig 1905.
- Geschichte der Leipziger Stadtbibliothek. Erste Hälfte 1677–1801. Leipzig 1906. – Digitalisat
- Der Leipziger Kupferstich im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig 1907. – Digitalisat
- Kleine Chronik von Leipzig. Leipzig 1908. – Digitalisat
- Aus Leipzigs Vergangenheit. Dritte Reihe. Leipzig 1909. – Digitalisat
- Dr. Ludolf Colditz. Blätter der Erinnerung. Leipzig 1909. – Digitalisat
- Aus der Geschichte der Leipziger Schornsteinfegerinnung. Leipzig 1909. – Digitalisat
Außerdem verfasste Wustmann zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften.
Erinnerung
Im Jahre 1912 erhielt eine neue Straße in Gohlis den Namen Wustmannstraße.[2]
Weblinks
Literatur
- Bischoff, Ernst Friedrich: Das Lehrerkollegium des Nicolaigymnasiums in Leipzig 1816-1896/97. Leipzig 1897, Seite 29 – Kopie
- Das litterarische Leipzig. Leipzig: Walther Fiedler, 1897, Seite 133 – Kopie
- Griebsch, Gernot; Klank, Gina: Lexikon Leipziger Straßennamen. Leipzig: Verlag im Wissenschaftszentrum, 1995. Seite 227
- Wustmann, Rudolf: Wustmann, Gustav Moritz. – In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 18/1913, Seiten 275–280 – Kopie
Fußnoten
- ↑ korrekte Schreibweise in gebrochener Schrift
- ↑ Die Aussage im amtlichen Verzeichnis Leipziger Straßennamen, Seite [2940], Wustmann hätte in der nach ihm benannten Straße gewohnt, ist frei erfunden und falsch.