Löwenbrunnen
Der Löwenbrunnen ist ein Ziehbrunnen in der Leipziger Innenstadt. Er befindet sich am offenen Südrand des Naschmarkts. Die Vorderseite liegt direkt an der Grimmaischen Straße.
Beschreibung

Die Anlage ist streng symmetrisch. Der mittlere Teil mit quadratischem Grundriss trägt links und rechts zwei eiserne Handschwengel sowie vorn den Wasserspeier, der ein flaches Becken füllt. Beidseits dieses hohen Mittelteils befinden sich zwei flachere Bänke, auf denen je ein eiserner, nach außen blickender Löwe ruht.
Geschichte
Der Löwenbrunnen befindet sich wohl an einer der ältesten noch vorhandenen Brunnenstellen der Innenstadt. Jedenfalls berichtet Vogel 1714 (Seite 855 und 856), dass von 1688 bis 1690 ein alter, an der Grimmaischen Straße gelegener Brunnen in die Mitte des Naschmarkts verlegt wurde. Nach Fertigstellung des neuen Brunnens (sicher der spätere Herkulesbrunnen) wurde der alte Brunnen unterirdisch bis auf ein quadratisches Loch überwölbt, dieses wurde mit einer Eisenplatte abgedeckt und darüber in das Plaster ein mit „B“ markierter Stein gesetzt. Offensichtlich wollte man sich die Möglichkeit offenhalten, hier später wieder einen Brunnen zu errichten.

Dass die alte Anlage unterirdisch noch erhalten war, zeigt auch ein Plan, der Hans August Nienborg zugeschrieben wird und auf „um 1707–1710“ datiert ist. Hier gibt es zwei Röhrkästen[1] auf dem Naschmarkt: den des neuen Herkulesbrunnens und den des alten Brunnens an der Grimmaischen Straße.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es dann zwei Brunnen auf dem Naschmarkt. Ein Kupferstich, den Joachim Ernst Scheffler 1749 schuf, zeigt außer dem Herkulesbrunnen in der Platzmitte am unteren Bildrand einen Brunnen in Gestalt einer Glocke, an deren Seiten vier von je einem Kind gerittene Delphine nach unten glitten. Den oberen Abschluss bildete ein an ein Zwiebeltürmchen erinnernder Aufsatz. – Eine undatierte Zeichnung im Stadtgeschichtlichen Museum zeigt einen ganz ähnlichen Brunnen. Allerdings weicht die Grundform von der im Kupferstich gezeigten Glocke deutlich ab. Auch ist die zum Betrachter schauende gerittene Figur kein Delphin, sondern wohl das, was man sich damals unter einem Seepferdchen vorstellte. Die Draufsicht zeigt, dass es zwei Schwengel und zwei gegenüber liegende Auslässe gab. Besonders interessant ist die originale Ortsangabe „auf dem so genandten Kleinen Marckte“. Da der heutige Markt vor dem Rathaus auf einigen alten Stadtplänen (beispielsweise hier) als „Großer Marckt“ bezeichnet wird, ist es durchaus möglich, dass der „Kleine Marckt“ den Platz hinter dem Rathaus meint, wobei dieser Vorgängername für den Naschmarkt sonst nirgends dokumentiert ist. Ein Besserwisser hat die Angabe auf der Originalzeichnung jedenfalls handschriftlich zu „Neumarkt“ übersetzt…

Wann und warum beide Brunnen wieder verschwanden, ist nicht bekannt. Ein auf „um 1810“ datierter Kupferstich zeigt jedenfalls keinen Herkulesbrunnen mehr. An Stelle des vormaligen Delphinbrunnens findet sich die Grundform des heutigen Löwenbrunnens. Er bestand aber zunächst aus Holz; die Löwen waren goldfarben und lockig (vielleicht eine künsterische Freiheit des Stechers). Überliefert ist, dass die heutigen Eisenteile um 1820 nach einem Entwurf von Gottfried Schadow (1764–1850) in Lauchhammer gegossen wurden. Auffallend ist, dass es ursprünglich zwei Auslässe in das Becken gab: für jeden Schwengel einen eigenen. Es handelt sich also um einen Doppelbrunnen.
Nach einer Stiftung des Zigarrenfabrikanten Hugo Haschke (1865–1918) ersetzte der Architekt Hugo Licht im Jahre 1918 alle Holzteile durch Steinquader. Daran erinnert eine Inschrift auf der Rückseite des Brunnens. Gleichzeitig wurden auch die beiden Auslässe durch einen einzigen ersetzt, der die Form eines Froschmauls hat.
Weblinks
- Eintrag bei Bildlexikon Leipzig – Hier wird die Geschichte des Löwenbrunnens mit der des Herkulesbrunnens verwechselt.
- Eintrag in der Denkmalliste
- Lage auf OpenStreetMap
Fußnoten
- ↑ Ein „Röhrkasten“ war ein unterirdischer Behälter, der mit Wasser aus der Röhrenfahrt befüllt wurde. Die „Röhrenfahrt“ war ein System von Holzröhren, die Wasser in der Innenstadt verteilten, das entweder von Quellen in Stötteritz oder Thonberg stammte oder die Wasserkünste aus dem Pleißemühlgraben entnahmen. Die Brunnen bezogen also kein Grundwasser.