Löwenbrunnen

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Der Löwenbrunnen ist ein Ziehbrunnen in der Leipziger Innenstadt. Er befindet sich am offenen Süd­­rand des Nasch­­markts. Die Vorder­seite liegt direkt an der Grimmaischen Straße.

Beschreibung

Löwenbrunnen 2024

Die Anlage ist streng symmetrisch. Der mittlere Teil mit quadra­tischem Grund­riss trägt links und rechts zwei eiserne Hand­schwengel sowie vorn den Wasser­speier, der ein flaches Becken füllt. Beidseits dieses hohen Mittel­teils befinden sich zwei flachere Bänke, auf denen je ein eiserner, nach außen blickender Löwe ruht.

Geschichte

Der Löwenbrunnen befindet sich wohl an einer der ältesten noch vorhandenen Brunnenstellen der Innenstadt. Jedenfalls berichtet Vogel 1714 (Seite 855 und 856), dass von 1688 bis 1690 ein alter, an der Grimmaischen Straße gelegener Brunnen in die Mitte des Naschmarkts verlegt wurde. Nach Fertigstellung des neuen Brunnens (sicher der spätere Herkulesbrunnen) wurde der alte Brunnen unterirdisch bis auf ein quadratisches Loch überwölbt, dieses wurde mit einer Eisenplatte abgedeckt und darüber in das Plaster ein mit „B“ markierter Stein gesetzt. Offen­sichtlich wollte man sich die Möglichkeit offenhalten, hier später wieder einen Brunnen zu errichten.

1707–1710

Dass die alte Anlage unterirdisch noch erhalten war, zeigt auch ein Plan, der Hans August Nienborg zu­geschrieben wird und auf „um 1707–1710“ datiert ist. Hier gibt es zwei Röhr­kästen[1] auf dem Nasch­markt: den des neuen Herkules­brunnens und den des alten Brunnens an der Grimmaischen Straße.

1749

In der Mitte des 18. Jahr­hunderts gab es dann zwei Brunnen auf dem Nasch­markt. Ein Kupferstich, den Joachim Ernst Scheffler 1749 schuf, zeigt außer dem Herkules­brunnen in der Platz­mitte am unteren Bildrand einen Brunnen in Gestalt einer Glocke, an deren Seiten vier von je einem Kind gerittene Delphine nach unten glitten. Den oberen Abschluss bildete ein an ein Zwiebel­­türmchen erinnernder Aufsatz. – Eine undatierte Zeichnung im Stadtgeschichtlichen Museum zeigt einen ganz ähnlichen Brunnen. Allerdings weicht die Grundform von der im Kupferstich gezeigten Glocke deutlich ab. Auch ist die zum Betrachter schauende gerittene Figur kein Delphin, sondern wohl das, was man sich damals unter einem See­pferdchen vorstellte. Die Drauf­sicht zeigt, dass es zwei Schwengel und zwei gegenüber liegende Auslässe gab. Besonders interessant ist die originale Ortsangabe „auf dem so genandten Kleinen Marckte“. Da der heutige Markt vor dem Rathaus auf einigen alten Stadtplänen (beispiels­weise hier) als „Großer Marckt“ bezeichnet wird, ist es durchaus möglich, dass der „Kleine Marckt“ den Platz hinter dem Rathaus meint, wobei dieser Vorgänger­name für den Nasch­markt sonst nirgends dokumentiert ist. Ein Besserwisser hat die Angabe auf der Original­zeichnung jedenfalls hand­schriftlich zu „Neumarkt“ übersetzt…

um 1810

Wann und warum beide Brunnen wieder verschwanden, ist nicht bekannt. Ein auf „um 1810“ datierter Kupferstich zeigt jedenfalls keinen Herkules­brunnen mehr. An Stelle des vormaligen Delphinbrunnens findet sich die Grundform des heutigen Löwenbrunnens. Er bestand aber zunächst aus Holz; die Löwen waren goldfarben und lockig (vielleicht eine künsterische Freiheit des Stechers). Überliefert ist, dass die heutigen Eisen­teile um 1820 nach einem Entwurf von Gottfried Schadow (1764–1850) in Lauch­hammer gegossen wurden. Auf­fallend ist, dass es ursprünglich zwei Aus­lässe in das Becken gab: für jeden Schwengel einen eigenen. Es handelt sich also um einen Doppelbrunnen.

Nach einer Stiftung des Zigarren­fabrikanten Hugo Haschke (1865–1918) ersetzte der Architekt Hugo Licht im Jahre 1918 alle Holz­teile durch Stein­quader. Daran erinnert eine Inschrift auf der Rück­seite des Brunnens. Gleichzeitig wurden auch die beiden Auslässe durch einen einzigen ersetzt, der die Form eines Froschmauls hat.

Weblinks

Fußnoten

  1. Ein „Röhrkasten“ war ein unterirdischer Behälter, der mit Wasser aus der Röhrenfahrt befüllt wurde. Die „Röhrenfahrt“ war ein System von Holzröhren, die Wasser in der Innen­stadt verteilten, das entweder von Quellen in Stötteritz oder Thonberg stammte oder die Wasser­künste aus dem Pleiße­mühlgraben entnahmen. Die Brunnen bezogen also kein Grundwasser.